Dies
wird hier kein professioneller Eintrag zu dem Thema, das sei vorweg
gesagt, aber ich bin ein Migränekind. Kenne das Problem also aus
erster Hand.
Ich
habe mich noch nie so bescheiden und ausgelaugt gefühlt, wie bei
dieser Attacke, in der ich gerade stecke. Meistens bin ich nur ein
oder eineinhalb Tage außer Gefecht gesetzt. Was mich auch immer
schon seelisch fertig macht, und die Migräne auch meinen Selbstwert
in der Zeit extrem herunter zieht. Man ist ja zu nichts in der Lage.
Der Kopf fühlt sich dick und schwer, wie gefüllt mit Beton vor. Die
Ohren schmerzen bei Kindergeschrei oder Hundebellen vor dem Haus, was
mich normaler Weise nicht einmal beim Nachmittagsschlaf stört. Die
Augen wollen sich bei mir die Tage am liebsten gar nicht öffnen.
Dabei ist die Welt so schön draußen. Die Sonne ist endlich präsent
und die Nachbarn grillen. Ich dagegen sitze im dunklen Schlafzimmer
und habe nicht einmal den Appetit für eine Scheibe Dinkelbrot mit
Butter.
Ich
habe gestern nur etwas gefrühstückt, erst fünf Stunden später
leichten Hunger verspürt und mir zwei Scheiben Brot gegessen.
Danach
ging es mir nur noch schlechter. Im Abendessen habe ich nur herum
gestochert und im Grunde nichts davon gegessen. Komplette
Appetitlosigkeit. 100% Übelkeit. Bis heute Mittag um 12:30 bekam ich
nicht mal Wasser ohne Kohlensäure herunter ohne mich übergeben
zu müssen.
Das
ist nicht schön für den Kreislauf.
Mir
war schwindelig und mir war zum heulen zu mute.
Meine
vorherigen Attacken endeten damit, das ich ein oder zwei mal
erbrechen musste, und dann war der Druck im Kopf verschwunden.
Wie
oft ich gestern im Bad war, schreibe ich euch lieber nicht,
vielleicht seid ihr gerade beim Essen.
Wenn
man nicht einmal mehr Wasser trinken kann, macht mir das schon Angst.
Heute Nachmittag bin ich alleine im Haus, wenn mir schwarz vor Augen
wird, ist keiner da.
Zu
meinen Eltern schaffe ich es körperlich nicht, außerdem ist es mir
unangenehm. Mit über 30 ab zur Mutti, die einem den Spuckeimer
bereit stellt, ohne das man vorher auf einer Party war...
Das
kommt dieses Wochenende auch noch dazu. Freitag wollte ich mit meinem
Liebsten feiern gehen, da begannen gegen frühen Abend schon starke
Kopfweh. Ich weiß nicht, ob ich da schon hätte Tabletten nehmen
sollen, oder Magnesium (aus der Apotheke). Wir hatten noch einen
lustigen Abend mit Freunden, sind aber um 1:00 schon im Bett gewesen.
Das wir gestern auch nicht auf der Geburtstagsfeier eines Freundes
waren, muss ich nicht erwähnen.
Jetzt
kommt wieder der Freund Herr Selbstwert ins Spiel.
Ich
fühle mich schlecht, und zwar nicht nur auf körperlicher Ebene. Ich
fühle mich wie eine Versagerin. Ich kann nicht einmal meinen
Flüssigkeitshaushalt aufrecht erhalten, schlafe entweder oder
jammere wie scheiße und unnütz Migränekopfschmerzen sind. Für das
Wochenende waren entspanntes Ausschlafen, lernen für meine Prüfung
und Abends mal etwas Party mit Freunden geplant. Stattdessen hocken
wir in der abgedunkelten Bude und ich warte ab, bis es vorbei ist.
Wie
es sich mit Migräne anfühlt, kann nur nachempfinden, wer sie selber
hat. Von den meisten Menschen wird man entweder nicht ernst genommen,
oder übertrieben behandelt. "Ach ja, Migräne. Das ist ja nicht
so schön."
Es
sind nun knapp 60 Std. vergangen, und ich konnte wieder eine Scheibe
Brot essen, meinen Tee in mir behalten und bin auch nicht mehr so
lichtsensibel. Es fällt mir schwer die 60 Std. nicht auf zurechnen.
"Wie viele Seiten hätte ich lesen können? Oder mal wieder
häkeln, ... oder was hätte ich nicht für die Prüfung lernen
können?"
Oder
einfach Spaß mit meinem Liebsten haben können.
Die
neue Arbeitswoche startet und ich werde heute Nachmittag wieder
funktionieren. Ich habe heute eine Übung an der FH und danach wollte
ich noch zu einer Freundin, die heute Geburtstag hat. Auch wenn ich
schon angekündigt habe, flach zu liegen, habe ich immer noch die
Angst sie heute Abend enttäuschen zu müssen, weil mich die
einstündige Fahrt zur FH und die Übung so geschlaucht haben.
Vielleicht
gucke ich im Anschluss mal im Internet nach einer Häkelanleitung für
ein Migräne-Monster.
Ich
stelle es mir leicht zu häkeln vor. Es hat keine aufwendigen
Maschenabfolgen, und die Farbe ist auch egal, da man es im dunkeln
häkeln muss. Am Ende wird es so hässlich aussehen, wie es sich
anfühlt.
Wenn
ich dann ein Bild davon auf Instagram hoch lade, können sich
vielleicht andere besser vorstellen, was man bei Migräne empfindet.
Danke
für´ s lesen!
Euer
Rotkehlchen
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